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Demut und Humor

Leichtigkeit und Demut: Schwestern des Humors

Der Begriff Humor entstammt der gleichen Sprachwurzel wie homo, der Mensch, wie Humus, die Erde und wie humilitas, Demut. Demut hat nichts mit Falschheit, oder Unterwürfigkeit zu tun. Es ist vielmehr die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Wandlung, zur Veränderung in dem Sinne, dass ich – im Passiv –mich verwandeln lasse, nicht nur – im Aktiv ‐ etwas oder andere verändere. Ich weiß, dass ich selbst und mein Werk nicht endgültig, nicht perfekt bin. Wie der menschliche Leib mit unseren Zellen sich ununterbrochen aus sich selbst heraus alle sieben Jahre ändert, so erneuert und wandelt, so wandelt sich hoffentlich auch die Seele… Dies zu wissen verhindert, in die Falle der Selbstgefälligkeit und blinden Eitelkeit hineinzutappen. Ein Mitbruder im Kloster hatte die Eigenheit an sich, alles zu sammeln und aufzubewahren, was ihm unter die Hände kam. Er war besessen davon und sammelte, wie man heute sagt, wie ein Messie. Wir hatten nach seinem Tod viel

aufzuräumen in seinen Räumen. Unter den Dingen befand sich auch eine Zigarrenkiste mit der Aufschrift „Dinge, die man überhaupt nicht mehr brauchen kann und die trotzdem zu schade sind um sie wegzuwerfen.“. Es waren einige gebrauchte Rasierklingen, Zahnbürsten und eine zerbrochene Brille darin. ‐ Es gibt ja tatsächlich Dinge im Leben, die man bewahren

sollte, nämlich Erinnerungen. Erinnern heißt: In das eigene Innere schauen, sich die guten und schwierigen Zeiten im Leben zu vergegenwärtigen. Es empfiehlt sich, die kleinen Schritte und Momente der Verwandlung im Herzen zu behalten, sie nicht achtlos beiseite zu schieben oder dem Vergessen zu überlassen.

 

Demut, im Lateinischen „humilitas“, das lateinische Wort für Demut, hat drei Säulen, die uns Stabilität geben: erstens das Wort „Homo“, also Mensch sein und Mensch werden; die zweite Säule ist „Humus“ und bedeutet Erde, Wandlung, Bewegung ‐ und das Dritte ist der „Humor“. Ohne diese drei Grundhaltungen kann man keine Bewegung, keine Krise, kein Wachstum bewältigen. Wir sollten uns das gut vor Augen halten.

 

Mein Großvater wurde noch durch Prinzregent Luitpold von Bayern mit einem königlichen Patent ausgezeichnet ‐ für den schönsten Misthaufen der Oberpfalz. Was tun wir heute, wenn wir in eine Krise geraten? Wir schaffen uns große Güllegruben an. Ich darf in einem Bild reden: Wir schaffen uns Güllegruben an, um den Mist, der – auch mit allen Luftblasen ‐ produziert wird, abzuspeichern, abzufüllen, aufzubewahren. Und jeder von uns weiß, dass der Mist seinen Sinn verliert, wenn er nicht in die Erde kommt – das gilt nicht nur für die materiellen Abfallprodukte, sondern auch für die geistigen. Wenn Fehlentwicklungen nicht in der Erde verarbeitet werden, sondern nur irgendwo gelagert sind, wird keine Stabilität entstehen ‐ weder in der Politik noch in der Gesellschaft oder in der Kirche. Die Erkenntnis daraus ist eigentlich sehr einfach: Mit dem Misthaufen musst du kreativ umgehen. Du darfst ihn in kein Museum stellen, sondern er muss in die Erde. Das macht Arbeit. Das lateinische Wort für Arbeit heißt „laborare“ ‐ und die Lateiner unter Ihnen wissen, dass es noch andere Bedeutungen hat. „Laborare“ heißt krank sein, aber auch gesund werden und arbeiten. Ich misstraue den Rednern, die über diese Krise sprechen, aber nicht davon reden, dass eine Krise nur durch harte Arbeit bewältigt wird, dass wir in die Hände spucken und wirklich kräftig anpacken müssen. Aber das ist zugleich eine große Chance gibt, uns persönlich zu entfalten. Ich denke immer an meine Vorväter, die eine im Krieg dezimierte Familie, ein zerbombtes Haus, ein zerstörtes Land, auch eine zerrissene Gesellschaft übernehmen mussten – und durch ihre Arbeit, durch dieses „laborare“ einen konstruktiven Aufbau geschaffen haben, den keiner für möglich gehalten hat.

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